Wenn du ab und an ein Pferd piaffieren siehst, sagt dir dein Gefühl wahrscheinlich, ob diese Piaffe nun gut oder vielleicht weniger gut gelungen ist. Wir erklären dir in diesem Beitrag einige wichtige Kriterien, mit denen du deinen Blick dafür sehr professionell schulen kannst.
Piaffieren bedeutet, dass das Pferd – beritten oder unberitten – nahezu am Stand trabähnliche Tritte vollführt. Dem Trab nur ähnlich deshalb, weil es de facto wie ansonsten im Trab hier keine wirkliche Schwebephase gibt, obwohl der Eindruck dies vermuten würde. Nichtsdestotrotz ist es eine schwungvolle Bewegung, bei der das Pferd von einem diagonalen Beinpaar auf das andere in gleichmäßigen Takt hin und her wechselt.
Der tiefe Sinn und unglaublich hochwertige Nutzen an einer guten Piaffe ist jener, dass sich das Pferd im Idealfall in höchster Form versammelt. Noch mehr Versammlung ist nur mehr in der Levade möglich, bei der sich das Pferd dann aber nicht mehr bewegt. Dazu werden wir sicher einmal mehr darüber hier berichten.
Eine Piaffe ist sehr anstrengendes und wirksames Training und bei guter Ausführung eine wunderbare Darstellung der gesunden Tragfähigkeit eines Pferdes. Hier nun die Kriterien einer guten Piaffe, an denen sich der Nutzen auch gleich selbst mit erklärt. Schau dir dazu bitte das Video aus einer Trainingseinheit mit Goahead an. Zu sehen ist eine Übungssequenz in den Pilaren. Im Folgenden beschreiben wir dir, was bei diesem Training schon gut war, und was noch besser werden sollte:
- Es gibt kaum sichtbare Hilfen. Nur wenn die Piaffe mit viel Impulsion – quasi „von innen heraus“ entsteht, ist sie gut. Starkes Treiben oder zu viel touchieren mit der Gerte sollte nicht notwendig sein. Man sieht bei Goahead, dass die gesamte Motivation im Pferd von innen kommt. Treiben in dem Sinn ist nicht notwendig – nur seltene Hinweise mit dem Tupfer sind gelegentlich hilfreich. Oft beginnt er – aus Hoffnung auf eine Belohnung – von sich aus zu piaffieren.
- Die Bewegung ist über viele Tritte hinweg gleichmäßig. Das Pferd kann ggf. angestrengt wirken, sollte aber keine Anzeichen von Stress zeigen. Das Goahead in diesem Video noch nicht ganz locker ist, ist an seinem noch etwas zu festem Unterhals zu erkennen. Das mag auch der enormen Anstrengung geschuldet sein, sollte aber unbedingt noch entspannter werden.
- Die Piaffe soll generell ruhig und geschmeidig wirken. Goahad findet immer wieder einen gleichmäßigen Takt und kann die Piaffe schon lange halten.
- Die Hufe der Vorderbeine heben sich bereits bei Goahead fast bis zum Karpalgelenk. Perfekt wäre, wenn die Unterarme bis zur Horizontalen kommen würden. Die Hinterbeine heben wie gewünscht nur bis Höhe Fesselgelenk. In jedem Fall sollten sich die Vorderbeine immer deutlich höher heben als die Hinterbeine.
- Die Kruppe senkt sich in der Piaffe deutlich. Hier bei Goahead geht sie durchschnittlich um 15 cm – gelegentlich sogar bis zu 20 cm nach unten. Dabei wölbt sich sein eher tiefer Rücken relativ hoch auf eine fast gerade Linie zur Kruppe. Dies entsteht durch eine starke Hankenbeugung – einem wesentlichen Merkmal von Versammlung. Negativ wäre eine Kruppe, die oben bleibt oder sogar bei jedem Tritt nach oben springt. Das Spiel mit den Muskeln in der Hinterhand ist bei Goahead wunderbar zu sehen.
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- Die Vorderbeine sollten beim Auffußen im Lot stehen. Bei Goahead sind sie in diesem Video meist etwas rückständig – das heißt hinter der Senkrechten. Obwohl er sich hinten enorm schon setzt, schiebt er manchmal zu viel Gewicht über die Vorderbeine hinweg.
- Das Genick sollte bei der Piaffe immer der höchste Punkt sein. Je nach Freiheit in der Ganasche findet sich die Stirn-Nasen-Linie dann in oder etwas vor der senkrechten Linie zum Boden. Goahead trägt das Genick wunderschon oben und die Nase weit vorne, weil ansonsten bei ihm die Ohrspeicheldrüsen eingeklemmt würden.
- Idealerweise bewegt sich das Pferd in der Piaffe bei jedem Tritt ca. um die Breite eines Hufes nach vorne. Hier im Video wird in den Pilaren geübt, weshalb diese kleine Bewegung vorwärts nicht möglich ist. Das tut der Piaffe keinen Schaden, man kann so nur keine Übergänge in Schritt, Trab oder Galopp aus der Piaffe heraus üben.
- Der Schweif ist bei Goahead wunderschlön getragen und ruhig, was ein sehr schönes Merkmal ist. Schweifschlagen könnte ebenfalls der Anstrengung geschuldet sein. Manchmal ist es aber auch Anzeichen von Stress.
- Das Pferd sollte in der Piaffe nicht hin und her schwanken. Das Gewicht sollte also immer wieder angehoben und abgefedert, nicht aber von einer Seite zur anderen geworfen werden.
- Und am Schluss noch für uns als Reiter:innen das Beste – Anna kann es bestätigen: Es ist ein unglaublich gutes Sitzgefühl, wenn ein Pferd kraftvoll und dabei entspannt piaffiert.
- Die Vorderbeine sollten beim Auffußen im Lot stehen. Bei Goahead sind sie in diesem Video meist etwas rückständig – das heißt hinter der Senkrechten. Obwohl er sich hinten enorm schon setzt, schiebt er manchmal zu viel Gewicht über die Vorderbeine hinweg.
Man beachte, dass Goahead hier ohne Gebiss geritten wird – darauf reagiert er in der Regel auf Grund seiner Vorerfahrungen meist sehr negativ.
Wenn du vielleicht auch Lust hast, deinem Pferd die Piaffe näher zu bringen, dann kontaktiere uns gerne oder plane selbst einen Kurs bei dir im Stall. Alle Kontaktdaten und Infos dazu findest du auf der speziell dafür eingerichteten Seite auf unserer Homepage.
Viel Spaß beim Beobachten der nächsten Piaffen, vielleicht sogar beim Üben mit deinem eigenen Pferd. In Jedem Fall viel Freude dabei😀!
Irmi und Alexander Kronsteiner