Von Josef Tramberger, unserem Kompetenzpartner von Hoofprotection.at
+ Video von Alexander Kronsteiner zu diesem Thema
Hufbeschlag ist seit Jahrhunderten „die“ Grundlage für die Einsatzfähigkeit von Pferden. Sei es in der Landwirtschaft, im Gewerbe oder auch im Krieg war der Hufbeschlag geachtetes und notwendiges Handwerk um die Arbeitskraft eines Pferdes unabhängig von den Bodenbeschaffenheiten zu garantieren. Diese Zeiten sind lange vorbei, die Landwirtschaft ist bereits in der Wirtschaft 4.0 angekommen, das Gewerbe wird von LKW in verschiedenen Größen und Tonnagen mobil gehalten und für den Kriegseinsatz ist das Pferd undenkbar geworden.. Gut so, für die Pferde ist eigentlich eine gute Zeit angebrochen und dennoch haben wir auch heute noch mit unterschiedlichen Problemen zu kämpfen. Ich greife ein Thema von damals auf und führe es in die Jetztzeit. Wir hören immer wieder von Kunden die Frage: „darf ich heute reiten, wenn mein Pferd frisch beschlagen wurde?“
Was passiert bei einem neuen Beschlag?
- Die Hufeisen werden abgenommen
- Die Hufwände werden gekürzt und der Huf wieder in Balance gebracht
- Ein neues Eisen geformt oder das alte wieder zugerichtet
- Das Eisen wird aufgenagelt
- Die Nägel werden vernietet und der Huf im Finish sauber bearbeitet
Was kann nun bei diesen Arbeitsgängen passieren, dass die im Titel genannte Frage auftritt?
- Abnehmen der Hufeisen: es kann beim Abnehmen Stress auf die Bänder und Gelenke ausgeübt werden, wenn die Hufeisen mit Gewalt und ohne Umsicht entfernt werden.
- Kürzen der Wände: durch die Korrektur kommt das Pferd in eine andere Stellung, die wieder Stress verursachen kann
- Formen des Eisens: in diesem Arbeitsschritt ist in Normalfall kein Stress zu erwarten.
- Das Eisen wird aufgenagelt: Hier entstehen zwangsläufig Schlagtrauma
- Vernieten: Durch Techniken früherer Zeit waren Schlagtrauma die Regel, in der heutigen Zeit sind diese eher nicht zu erwarten.
Was kann der Hufschmied tun um die Gefahr von Irritationen zu vermeiden?
- Abnehmen der Hufeisen: durch umsichtiges Vorgehen und die Einschätzung des Pferdes kann gewährleistet werden, das sich das Abnehmen der Eisen nicht negativ auswirkt.
- Kürzen der Wände: Hier kann der Schmied dafür sorgen, dass er nicht bis an die Grenze geht und einen kleinen Bereich für Sicherheit mit einberechnet.
- Formen des Eisens: Speziell beim Warmbeschlag ist der Hufschmied gefordert nicht zu radikal vorzugehen. Wir von Hoofprotection nehmen gerade auf diesen Punkt sehr bedacht.
- Aufnageln des Eisens: die richtige Wahl der Hufnägel und die Technik des Aufnagelns kann Stress auf den Huf auf ein Minimum reduzieren. In diesem Arbeitsgang ist sehr viel an Potential vorhanden, die Arbeit des Hufschmiedes für das Pferd pragmatisch zu gestalten.
- Vernieten: Dieser Arbeitsgang ist auf Grund der heutigen Techniken als sehr unkompliziert einzustufen.
Wo liegen die Problemzonen beim Pferd?
- Eisen abnehmen: Es gibt Pferde die beim Aufheben mit starken Verspannungen reagieren. Hier kann der Hufschmied nur versuchen die richtige Arbeitsweise zu finden um diese Arbeit so angenehm als möglich zu gestalten.
- Kürzen der Wände: Hier wieder die Arbeit am Pferd wie beim Punkt vorher. Dennoch hat hier auch der Pferdebesitzer eine große Verantwortung. Zu lange Beschlagintervalle machen die Umstellung auf den neuen Beschlag für mache Pferde zur Herausforderung
- Zurichtung der Eisen: Gerade beim Warmbeschlag ist bei manchen Pferden sehr umsichtig vorzugehen.
- Aufnageln des Eisens: Es gibt Pferde die sehr empfindlich auf jedes Schlagtrauma reagieren. Hier gilt es sehr vorsichtig zu sein und diese Pferde nehmen einen Tag Pause nach de Beschlag sehr gerne an.
- Vernieten: Hier haben auch meist sehr empfindliche Pferde auf Grund der heutigen Techniken kein Problem.
Was kann der Pferdebesitzer tun um Probleme zu vermeiden?
- Einhaltung der Beschlagintervalle: Für empfindliche Pferde ist es ganz wichtig die Umstellung von einem Beschlag zum anderen nicht zu stressig zu gestalten. Bei gutem Hufwachstum ist hier die Einhaltung der Intervalle noch wichtiger.
- Arbeitsplanung: Geplante Ausritte, Turniere oder Wanderritte sollten gerade bei sehr empfindlich reagierenden Pferden mit dem Hufschmied abgesprochen werden um das Pferd keinem unnötigen Stress auszusetzen.
- Information: Wenn der Hufschmied die Eigenheiten des Pferdes von Anfang an weiß, ist es auch für ihn wesentlich leichter auf diese Bedürfnisse besser einzugehen.
Zusammenfassung:
Wenn wir gemeinsam, Pferdebesitzer und Hufschmied, die oben beschriebenen Punkte beachten, spricht eigentlich nichts dagegen, dass direkt nach dem Hufbeschlag auch gearbeitet werden kann. Ich weiß nur einen einzigen Fall, dass ein Pferd nach intensiver Arbeit lahm war und ein direkter Zusammen mit dem kurz vorher erfolgten Beschlag vorhanden war.
Somit würde ich die Frage:“ Reiten direkt nach dem Beschlag?“ mit einem Ja beantworten, wenn Regeln eingehalten werden um mögliche Probleme zu vermeiden?
Josef Tramberger, Hoofprotection