Das K-Box System
eine schöne Erinnerung an ein äußerst spannendes Projekt
Oh ist dass schon wieder lange her. Wir haben vor über 10 Jahren ein großes und spannendes Forschungs- und Entwicklungsprojekt am Alexanderhof vorangetrieben.
Das Ziel war, Pferde zur Stubenreinheit zu erziehen, und zwar nicht zufällig und vereinzelt, sondern alle Pferde im Stall.
Der Wunsch war für die Pferde noch sauberere Boxen und eine noch bessere Luft zu bekommen. Auf der anderen Seite sollte es uns enorm viel Arbeit und auch enorm viel Einstreu sparen.
Nach mehreren Jahren Entwicklung und sage und schreibe 4000 investierten Arbeits-, Analyse- und Versuchsstunden konnte der Beweis erbracht werden dass es funktioniert. Alle Pferde, bei denen dieses System installiert wurde, wurden stubenrein. D.h. sie misteten an einen definierten Punkt am Rand der Box direkt auf ein Gitter, durch dass dann der Kot in eine Mistförderbahn fallen konnte. Die Boxen sahen am Morgen noch genau so frisch und sauber aus, wie am Abend nach der Stallarbeit.
Wie hat es funktioniert?
Der Ansatzpunkt war, die Pferde mit einer kleinen Futtergabe zu belohnen, wenn sie an der richtigen Stelle Mist absetzen. Eine Sensorik erkennt, wenn das Pferd auf die richtige Stelle mistet und über einen Futterautomaten wird eine kleine Belohnung dafür ausgegeben. Es gab zwei Systemansätze (siehe Grafiken).
Die Idee klingt eigentlich einfach. Die technischen Herausforderungen waren aber enorm. Die Individualität der einzelnen Pferde und deren sehr unterschiedliches Verhalten tut dann noch dass seine dazu. Besonders die Anlernautomatik war ein schwieriger Punkt, da manche Pferde überhaupt nie von selbst an der gewünschten Stelle ihr Geschäft verrichten. Auch dass konnte gelöst werden.
Der wesentliche Punkt dabei war der Beweis, dass es wirklich funktionieren kann und dass keines der Pferde sich irgend welche andere negativen Verhaltensweisen aneignete.
2 Varianten wurden getestet:
Hier der 1. Systemansatz mit Sensorik:
Die Veterinärmedizinische Universität Wien ließ eine Studie darüber durchführen – mit positivem Ergebnis. Zahlreiche Medien, unter anderem der ORF (siehe Bericht), Lokalmedien (siehe Bericht), die Fachmagazine Cavallo, österr. Pferderevue (siehe Bericht) und vor allem die deutsche Reiterrevue haben ausführlich darüber berichtet.
Das Video über das Projekt wurde von der Reiterrevue bei einem zweitätigen Besuch gedreht. Es gibt einen sehr guten Einblick in die Entwicklung.
Die Vorteile auf einen Blick:
- Starke Reduktion an Aufwand für tägliche Boxen- oder Paddockpflege
- Enorme Ersparnis an Einstreu
- Verbesserte Hygiene, Mist vermengt sich nicht mit Futter
- Enorm verbesserte Luftqualität, weil Urin gleich abläuft (RAO Patienten usw…)
- Pferde bleiben sauber, liegen nicht mehr im eigenen Mist oder Urin
- Bei nicht versiegelten Paddock Boxen Verringerung von Nitratbelastung des Grundwassers
Das waren die Eigenschaften des Aufbaus:
- Keine Teile, die vom Pferd erreicht und somit zerstört werden könnten
- Keine systembedingte Verletzungsgefahr
- System ist bei allen Tests von keinem Pferd überlistet worden
- Keine Modifikation am Pferd notwendig (Transponder oder Ähnliches)
- Es gab nie negative Auswirkungen auf das Verhalten der Pferde. Einzige Ausnahme: Vermehrte Versuche Urin abzusetzen, das aber ausschließlich in der Box.
- Einfach im Prinzip, auch für Laien leicht verständlich
- Hohe Betriebssicherheit
Am Ende scheiterte das Projekt nicht an mangelnder Funktion, sondern am Aufwand für die Entwicklung zur Serienreife sowie am Mangel an potentiellen Partnern für Bau, Vertrieb und Wartung solcher Systeme.
Was bleibt ist eine Erinnerung an eine intensive Zeit des Lernens durch Beobachten und Probieren mit den Pferden.
Nach wie vor bin ich davon überzeugt, dass es lediglich der Umsetzung bedarf. Wir konnten aber keine Energie mehr investieren. Früher oder später wird sich sicher jemand finden, der ei System wie dieses zur Marktreife führt. Gerne unterstütze ich dann dabei. Denn wir haben unheimlich viele Beobachtungen und in der Folge Erfahrungen damit gemacht. Zum Teil mit Effekten (nicht an den Pferden!), mit denen wir überhaupt nicht gerechnet hatten….
Der nächste Entwickler kann sich viele hunderte Stunden Aufwand ersparen, wenn er oder sie darauf zurückgreift – den nach unseren tausenden investierten Projektstunden kann ich mit Bestimmtheit sagen: Der Teufel steckt im Deail 😉 .
Alexander Kronsteiner